Kleine Geschichte der MHH - Die Gründungsjahre

Reformwille in Beton gegossen: Es sollte etwas ganz Neues entstehen: eine Synthese von Klinik, Hochschule und Forschungsstätte. Eine Campusuniversität, die es so in Deutschland noch nicht gab. Im Juni 1961 hatte der Wissenschaftsrat in Berlin empfohlen, sieben neue Medizinische Akademien in der jungen Bundesrepublik zu gründen – immerhin sollten 7.000 neue Studienplätze geschaffen werden.   

Die kleine Stadt

Bereits im Dezember 1961 trat der Gründungsausschuss für eine Medizinische Akademie Hannover zusammen und schon in seiner dritten Sitzung einigten sich die Mitglieder auf einen Standort – den Roderbruch. Ausschlaggebend war die möglichst große Nähe zum Oststadtkrankenhaus, zum Annastift und zum britischen Militärhospital. Dort wurde sie dann geplant, die Hochschule am Rande der Stadt. Auf der einen Seite stand die Technik, die Notwendigkeit einer funktionierenden Maschinerie - auf der anderen Seite die menschliche Zuwendung, das Bestreben, Vertrauen zu erwecken. „Statt einer in einem einzigen Baukörper eingezwängten Gesundheitsfabrik sahen wir die „kleine Stadt“, aus Häusern mit verschiedenen Raumtiefen, verschiedenen Geschosstiefen, verschiedenen Fensterachsen, verschiedenen Dachabschlüssen und das ganze Gebilde eingefasst und durchzogen von begrünten Gärten“, so beschreibt Godber Nissen, einer der zuständigen Architekten, die neue Struktur der Hochschule. Sie bildete die Basis für die hannoversche Vision einer bundesweit einmaligen Integration von Klinik, Lehre und Forschung.

„Einmaliger Schwung“  - Fertigstellung der meisten Gebäude in knapp vier Jahren

Das offizielle Gründungsdatum der MHH ist der 17. Mai 1965  - ein feierlicher Akt mit dem aus Göttingen berufenen Internisten Professor Dr. Rudolf Schoen als Gründungsrektor, begangen in den Räumen der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Am 22. September 1965 rückten dann endlich die ersten Baufahrzeuge an, um mit dem Bau der MHH als Campushochschule im Roderbruch zu beginnen. Das 250 Meter lange, elfgeschossige Bettenhaus und der parallel errichtete 180 Meter lange und achtgeschossige sogenannte UBF-Bau (Untersuchungs-, Behandlungs- und Forschungsbau) wuchsen schnell heran, am 17. Mai 1967 konnte schon das Richtfest gefeiert werden. „Es wäre aber doch vielleicht nicht zur Gründung dieser Hochschule gekommen, wenn nicht vieles, eigentlich alles von so einmaligen Schwung getragen und so beispielhaft in Methode und Zusammenhang verlaufen wäre“, lobte Finanzminister Alfred Kubel das vorbildliche Zusammenwirken von Land, Landeshauptstadt und Bund beim Richtfest. So ging es weiter zügig voran: Im März 1968 stand der Rohbau der Theoretischen Institute I, im Juni 1968 war das erste Hochhaus mit 156 Appartements für Krankenschwestern bezugsfertig und Ende 1969 war die Chirurgische Poliklinik so gut wie fertiggestellt. Und dann, am 19. Juli 1971, war es soweit: der erste Patient wurde in das Zentralklinikum aufgenommen.

Lehrbeginn mit 41 Studierenden

Der Lehrbetrieb der Hochschule begann bereits im Sommersemester 1965, die erste Vorlesung fand im Hörsaal der Rinderklinik der Tierärztlichen Hochschule Hannover statt.  Das Verhältnis von zwölf Lehrenden zu 41 Lernenden war geradezu ideal, währte aber nicht lange. Die Zahl der Studierenden stieg innerhalb von zehn Jahren auf rund 1.000, nach 20 Jahren bereits auf 3.000. Die Zahl der Hochschullehrer wuchs durch den Aufbau neuer Abteilungen rasch auf rund 140 Personen. Nur zwölf Jahre nach der Gründung der Hochschule waren 80 Prozent der geplanten Abteilungen und Kliniken eingerichtet.

Ein Flaggschiff der Hochschulmedizin – Jeden Tag für das Leben

Heute hat sich die MHH zu einer der führenden hochschulmedizinischen Einrichtungen in Deutschland entwickelt. Im Jahr 2015 feierte die Hochschule ihr 50-jähriges Bestehen. In seiner Rede beim Jubiläumsfestakt bezeichnete der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil die Medizinische Hochschule Hannover als „ein Flaggschiff der Hochschulmedizin“.

Der Geist, der die Kreativität der MHH und den Glauben an sich selbst gründete, wurde von Professor Fritz Hartmann und anderen Gründern der ersten Generation im Wahlspruch „Einheit, Freiheit, Nächstenliebe“ erfasst. Genauer: „Unitas in necessariis, libertas in dubiis, caritas in omnibus“. Heute ergänzen wir den Wahlspruch der Gründergeneration mit der einfachen Formel „Jeden Tag für das Leben“. Damit verdeutlicht die MHH zugleich Zielorientierung wie auch unermüdliche Einsatzbereitschaft, mit der sich die Hochschule täglich ihren besonderen Aufgaben stellt.

         

          Unitas in necessariis - Einigkeit im Grundsätzlichen

 

          Libertas in dubiis - Freiheit in Zweifelsfällen

 

          Caritas in omnibus - Nächstenliebe in Allem